Besondere Erlebnisse bekommen extra viel Platz!
Cook it, peal it or leave it! Dieser weise Satz aus dem Reise-Vokabular in ferne Länder ist durchaus bekannt und sollte auch in Südamerika beherzigt werden. Doch das fällt ganz schön schwer. Man ist nur so umgeben von frischen Früchten, Gemüse und allerlei ausgefallenen Speisen, die man unbedingt mal probieren möchte.
Riecht ja alles so köstlich, anders, aromatisch und eben völlig unbekannt. Nichts wie hin und rein damit, sagt die eigene Nase. An jeder Ecke, in jedem noch so kleinen Dorf, wird auf der Straße Essen und Trinken verkauft. Also nicht dieses „hipster-crazy-coole“ Streetfood, das in den heimischen Gefilden so boomt. Nicht der vegane Natur-Burger mit roter Beete, Hummus und Sellerie. Nein, hier geht es um wahres Essen von der Straße. Heiß, fettig, stinkend, laut, schmutzig, ungeordnet und billig. Der Stand in schäbigem Zustand, davor eine chaotische Menschenhorde und daneben hundert stinkende Autos auf der staubigen Straße. Lautes Gebrüll der kleinen dicken Frauen, die auf dem Boden sitzen und ihre Jugos, Salteños und Empanadas verkaufen wollen.
Wo zum Henker ist das Gemüse von den Märkten hin???
Apropos dick: Die Südamerikaner nehmen tonnenweise Zucker zu sich. Das sieht man ihnen auch an. Neben den vielen leckeren, exotischen Früchten wie Lucuma, Passionsfrucht, Ananas, Papaya, Cherimoya uvm. süßen sie alles auf Teufel komm raus. Nicht nur wegen des vielen Zuckers ist das Essen ungesund. Die typische Mahlzeit besteht aus einem riesigen Fleischberg und als Beilage Pommes PLUS Reis. Ganz genau, es gibt auf jeden Fall immer Kartoffeln UND Reis (und noch zwei Blätter Salat, mehr Gemüse hat auf dem Teller nicht Platz). Die Fleischsorten reichen von Huhn über Alpaca, Lama und Meerschweinchen.
Höhenkrankheit mit sechs Buchstaben: KAFFEE
Der Südamerikaner an sich isst mittags seine Hauptmahlzeit. Und zwar riesige Portionen, weil der Magen bereits ab 11 Uhr knurrt. Denn das Frühstück steht nicht gerade hoch im Kurs. Kein Wunder bei diesem schlechten Kaffee. Ja, ihr habt richtig gelesen: schlechter Kaffee. Und das in Ländern, die den besten Kaffee der Welt exportieren. Bolivianer, Peruanier, Chilenen – sie legen alle keinen Wert auf die Kaffeekultur und begnügen sich mit der Instant-Variante. Da wird man gerne mal zum Teetrinker. Schadet auch nicht, denn in den Anden gibt es einen ganz besonderen Tee, der helfen soll, sich an die Höhe zu gewöhnen. Ganz nebenbei schmeckt der Coca-Tee sehr gut. Vor allem in Peru und Bolivien, wo man sich oftmals über 3.000 Meter Höhe befindet, zählt Coca quasi zu den Grundnahrungsmitteln. Egal ob als Blätter in den Backen (soll angeblich gut gegen Karies sein), Tee oder Bonbons.
Ankunft auf „Avocado-Wolke-Sieben“
So ungewohnt auch alles war, wir haben fast täglich kulinarische Besonderheiten getestet und auch liebgewonnen. Neben den vielen leckeren Früchten, den abertausenden Avocados (überall wachsen Avocado-Bäume) und den vielseitigen Quinoa-Gerichten, gibt es in jedem Land ganz unterschiedliche Spezialitäten … (Weiter geht’s unten nach den Bildern.)
Ecuador:
Besonders in Erinnerung bleibt hier eine Art Kartoffel. Auch in der Heimat gibt es das Wurzelgemüse „Juka“ zu kaufen, doch nur wenige wissen etwas damit anzufangen. Schade, denn Juka ist eine leckere Beilage. Egal ob als Pommes, gekocht, als Brei oder Tasche mit Käse gefüllt, Juka schmeckt genial und ist super leicht zu verarbeiten. Wir werden es in der Heimat sicher öfter in unsere Gerichte mit einbauen.
Peru:
Peru ist im Grunde der „Food-Heaven“. Restaurants gewinnen Jahr für Jahr Gourmet-Preise und die vielen Einflüsse anderer Länder und Kulturen lassen den Gaumen geschmacklich explodieren – die Vielfalt ist atemberaubend. Über die besonders vielen Kartoffel- und Maissorten bekommt man kaum einen Überblick. Auch die Menge an Gewürzen raubt einem den Atem. „Spicy“ ist fast alles und in der Kombination mit Limette und Zwiebeln werden die Speisen zu einem Genuss. Peru ist die klare Nummer eins in Sachen Essen. Vor allem wegen Ceviche, Lomo Saltado, Casas und Tacu-Tacu. Und wie isst der Peruaner so? Er mischt alles auf dem Teller zusammen. Am Ende ist es eine Mischung aus spicy, salty, sweety, limy und crunchy – das solltet ihr unbedingt mal ausprobieren. Sagenhaft!
Eine unschlagbare Getränke-Trilogie
Auch bei der Auswahl an Getränken lassen sich die Peruaner nicht lumpen. Sie haben das beste Bier Südamerikas: das Cusquena (ganz nebenbei war es auch noch die schönste Flasche). Und das Nationalgetränk Pisco Sour ist weltmeisterlich. Ein Drink aus Pisco, Limette, Zucker und Eiweiß – den besten gab es in der Stadt Arequipa. Die fantastische Getränke-Trilogie wurde durch die gelbe Inka-Cola vervollständigt. Auch die Einheimischen lieben dieses Getränke, obwohl oder eher weil sie nur aus dem Hauptnahrungsmittel der Südamerikaner besteht: Zucker.
Bolivien:
Schlagartig wir man entzaubert. Vorbei der Essenstraum aus Peru. Bolivien lässt sich kulinarisch leicht zusammenfassen: ein Menü aus Quinoa-Suppe, Fleisch mit Reis und Pommes und zu guter Letzt ein paar Früchte. Hört sich im ersten Moment soweit okay an. Ist es aber nicht wirklich, wenn dies täglich auf dem Esstisch steht. Und Vorsicht vor dem Pisco Sour! Wir waren so verliebt in dieses Getränk – doch Hände weg davon in Bolivien. Der große Vorteil der bolivianischen Nahrungsreise: Es war richtig billig.
Chile:
Die Chilenen sind halt doch Genießer. Raus aus Bolivien, rein ins Fleisch- und Weinland Chile. Gute Qualität hat auch seinen Preis, aber die vielen guten Fleisch- und Wurstwaren und die vielen schmackhaften Weine sind einfach ein Gaumenschmaus. Kein Wunder, dass die Abende im Garten beim Barbecue mit der ganzen Familie gerne mal länger dauern. Besonders die Rotwein-Sorte Carmenere hat es uns angetan – bei einem so guten Glas Wein kann man schon mal die Zeit vergessen.
In diesem Sinne: Viva, Prost, Cheers und bis bald!