Buch, Bücher, am Büchersten – Lesen ist reisen im Kopf

Besondere Erlebnisse bekommen extra viel Platz!

Am Strand, im Bus, abends im Schlafsack oder irgendwann dazwischen: Gerade auf Reisen sind Bücher für uns stete Begleiter. Wenn es dann noch dazu Literatur von Autoren aus den Ländern ist, die wir bereisen, umso besser – eine schöne Art, auch aus einem anderen Blickwinkel das Land kennenzulernen. Diese Bücher haben uns besonders gefallen.


Marschpulver (Rusty Young)
von Stefanie empfohlen
 
„Willkommen, ich bin euer Tour-Guide Thomas.“ Klingt nach einer Begrüßung, die wir auf der Reise oft gehört haben. Doch hier geht es um eine Führung durch das vielleicht skurrilste, gefährlichste & korrupteste Gefängnis der Welt. Die Haftanstalt in Boliviens Hauptstadt La Paz darf man mittlerweile nicht mehr besuchen, aber es gibt ein Buch und das sollte man unbedingt lesen. Es erzählt die wahre Geschichte von Thomas, der wegen versuchtem Drogenschmuggel sitzt und nun versucht in „San Pedro“ zu überleben. Rusty, erst Tourist, dann Thomas‘ Freund, schreibt darüber & hofft, dass die Umstände besser werden. Doch das System bleibt ungerecht: Geld regiert auch die Gefängniswelt. Ich war gefesselt von dieser Geschichte über Korruption, Koks & eine unglaubliche Freundschaft.
 
Das Geräusch der Dinge beim Fallen (Juan Gabriel Vázquez)
von Robert empfohlen
 
Zwar haben wir Kolumbien leider nicht bereist, dennoch habe ich dieses Buch in Südamerika überaus gerne gelesen. Es handelt im Sommer 2009 in Bogotá und beschreibt eindrücklich die Auswirkungen des Drogenhandels unter Pablo Escobar auf eine ganze Generation – eine Thematik, die angesichts des Drogenproblems in den USA und dem Drogenkrieg in Mexiko aktueller denn je erscheint. Der Jura-Professor Antonio Yammara, der Ich-Erzähler, lernt den charismatischen Ricardo Laverde kennen. Die Lebensgeschichte des verschwiegenen ehemaligen Piloten Stück für Stück zu erfahren ist furchtbar spannend. Schön, dass Vázquez dem Leser nicht den Gefallen tut, das Offensichtliche offen zu legen. Durch das offene Ende wird die Botschaft noch lebendiger.
 
Open (Andre Agassi)
von Stefanie empfohlen
 
Früher war er der Raudi auf dem Tennisplatz. Radlerhose, Jeans, lange Haare: So trat er zu einem Match an und schrie auch noch unverschämt rum. Das blieb von Andre haften und sein Wandel. Riesiges Comeback, Glatze, seine so positive Einstellung und die Hochzeit mit Steffi Graf. Sonst wusste ich nicht viel über den Menschen Andre Agassi. Das Buch änderte einiges, sogar ein wenig die Sicht auf den geliebten Tennissport. Denn „Open“ ist weniger ein klassisches Buch über die gelbe Filzkugel, sondern vielmehr eine Art Roman über eine versuchte Selbstverwirklichung, die viele Jahre zum Scheitern verurteilt war. An Andre ist definitiv ein Poet verloren gegangen. Das war, wie ich jetzt weiß, seinem Rebellentum & ewigen Hass auf das Tennis geschuldet. Wer hätte das gedacht.
 
Qualityland (Marc-Uwe Kling)
von Robert empfohlen
 
Wer sich schon bei der Känguru-Trilogie – so wie ich – schlapp gelacht hat, dem wird auch dieses Buch gefallen. Die Reise nach Qualityland ist ganz anders als die in die anderen Länder. Marc-Uwe Kling nimmt einen mit gewohnter Tonalität mit in eine Zukunft, wie sie teilweise heute schon ist, eigentlich nicht sein sollte und hoffentlich so nie sein wird. Der Protagonist Peter Arbeitsloser ist Maschinenverschrotter und erlebt einen Wahlkampf, in dem eine Maschine Präsident werden soll. Klingt abgedreht ist aber viel tagesaktueller, normaler und unterhaltsamer als man vielleicht meint. Am Ende fragt man sich, genauso wie der englische Philisoph Bertrand Russell: „Die Frage heute ist, wie man die Menschheit überreden kann, in ihr eigenes Überleben einzuwilligen.“