Doubtful Sound – ursprüngliche Wildnis & der kraftvolle Moment der Stille

Besondere Erlebnisse bekommen extra viel Platz!

Der Milford Sound (eigentlich ein Fjord) ist wohl die größte und bekannteste Touristenattraktion Neuseelands. Nur Wenige machen sich auf zum rund 150 Kilometer weiter südlich gelegenen Doubtful Sound. Der ist nicht nur zehn Mal größer, sondern auch ruhiger und spektakulärer. Auf dem zweitägigen Overnight-Cruise im Doubtful Sound konnten wir in das Naturspektakel eintauchen und dieses Erlebnis wird uns noch lange in Erinnerung bleiben.


„Quite unbelievable.“ So heißt es auf der Werbebroschüre eines Unternehmens (von vielen), das Bootstouren auf dem weltbekannten Milford Sound anbietet. Unglaublich soll aber auch die Anzahl der Touristen sein, die Tag für Tag den Milford Sound besuchen. Uns gefällt da der äquivalente Werbespruch für den Doubtful Sound besser: „Quiet. Unbelieveable.“ Und auf dem Overnight-Cruise im Doubtful Sound haben wir dann auch erfahren, wie eindrucksvoll diese Ruhe inmitten der Natur ist.

Bungee-Jumping? Skydiving? Der Moment der Stille ist noch viel lebendiger!

Der „Fiordland Navigator“ hat sich seinen Weg bis ans Ende des „Hall Arm“, einem Seitenarm des Doubtful Sound, gebahnt. Es ist 6:30 Uhr morgens, die Motoren des Schiffes sind abgestellt. Auf Anweisung des Captain haben die rund 60 Passagiere das Reden eingestellt. Keiner zückt mehr reflexartig seine Kamera oder sein Smartphone. Einfach an Deck stehen oder sitzen und langsam in die beeindruckende Ruhe der Natur eintauchen. Einatmen. Ausatmen. Mal die Augen schließen und mal den Blick schweifen lassen. Und da hört man das entfernte, aber stete Geräusch der Wasserfälle, die sich hier zuhauf gen Meer stürzen. Erst jetzt nimmt man auch das Zwitschern der verschiedenen Vogelarten war. Die wenigen Wolken ziehen langsam über die dramatisch ansteigenden Berge, die sich im ruhigen Wasser spiegeln, hinweg. Wie schön! Kurz darauf geht die Sonne über den Bergspitzen auf und die ersten Sonnenstrahlen des Tages kitzeln das Gesicht. In diesem „Moment der Stille“ begreift man, welch klitzekleiner Teil ein einzelner Mensch in dieser wundervollen Welt ist. Die Natur, die Pflanzen, das Wasser, die Berge, die Tiere – dieses Zusammenspiel ist so erhaben, dass man sich in demütiger Ehrfurcht freut, selbst auch ein kleiner Teil davon zu sein. Selten haben wir uns lebendiger gefühlt als in diesem magischen Moment. Da braucht es gar keine Adrenalin-Abenteuer à la Bungee-Jumping oder Skydiving.

Seebären, Pinguine, Delphine und Wale: Tierschauspiele in freier Wildbahn

Noch immer emotional berührt wollen wir uns erstmal setzen, doch da ertönt wieder die Stimme des Captain: „We do have a group of Dolphins right next to our boat.“ Und tatsächlich schwimmen gleich fünf Delphine direkt vor dem Schiff her und haben Spaß in den Wellen, die der Fiordland Navigator erzeugt. Seitlich, rücklings oder ganz normal mit der Rückenflosse nach oben – die Delphine zeigen uns ihr gesamtes Sortiment an verschiedenen Sprüngen aus dem Wasser. Am Abend zuvor bekamen wir am Eingang zum Doubtful Sound ein noch größeres Tierschauspiel zu Gesicht: Eine Gruppe von sechs Walen hielt sich seit ein, zwei Tagen hier auf. Diese riesigen Lebewesen und ihre eleganten Bewegungen im Wasser sind ein majestätischer Anblick. Da konnten ungerechterweise die seltenen Dickschnabelpinguine sowie die Seebären nicht ganz mithalten.

Das Herzstück des UNESCO Weltnaturerbes „Te Wahipounamu“

Das war aber noch nicht alles:

  • Wir hatten in einem der regenreichsten Gebieten der Erde (hier regnet es normalerweise 200 Tage im Jahr und das ordentlich: 5.300 Liter pro Quadratmeter) wunderschönes Wetter. Einziger Nachteil: Dadurch sind die Wasserfälle weniger zahlreich und spektakulär.
  • Die sehr ursprüngliche und unschlagbar unberührte Natur rund um den Doubtful Sound beeindruckt vor allem durch ihre (Lebens)Geschichte, die zurückreicht bis zum Urkontinent Gondwana.
  • Schon allein der Lake Manapouri, den man auf dem Weg zum Doubtful Sound überqueren muss, ist wunderschön – und die meisten Touristen, die „nur“ zum Milford Sound fahren, kommen hier gar nicht vorbei.
  • Technikfreunde kommen spätestens beim Manapouri Kraftwerk auf ihre Kosten (ein sehr beeindruckendes Kavernenkraftwerk) oder bei der Geschichte über den Bau der teuersten Straße Neuseelands, die über den Wilmot Pass zur Deep Cove führt.

Der Overnight Cruise im Doubtful Sound ist eine Wucht – man erlebt die Essenz Neuseelands. Das, was dieses so abwechslungsreiche Land ausmacht, wird einem offenbart. Hier versteht man, wieso das Fiordland das Herzstück des von der UNESCO zum Weltnaturerbe ernannten Gebietes „Te Wahipounamu“ ist.